Nachdem der VT95 so einigermassen zufriedenstellend funktioniert, habe ich folgerichtig den VT98 zum nächsten Projekt erklärt. Ergebnisse und Erfahrungen beim Bau des 95er kommen hier natürlich bereits voll zum Tragen. Allerdings soll hier nun auch die Beleuchtung eingebaut werden und vorbildgerecht schaltbar sein. Auch gilt es, den Unterbau vollständig neu zu zeichnen und damit die äussere Gestaltung dem Vorbild anzunähern.

Es wurde doch ein grösseres Projekt als gedacht. Dafür schliesst es Steuerwagen (VS98) mit ein (VB98 folgt, wenngleich der Auf- und Zusammenbau sehr ähnlich ist wie der VS98). Die Gehäuse stammen von Piko - alles andere stammt aus meinem CAD :-) Ich finde das Gehäuse von Piko sehr gelungen. Glücklicherweise bietet es der Hersteller als Ersatzteil in seinem Shop an und ich bestelle die Gehäuse mit Fenstern sowie passenden Puffern. 

VT98

Aufbauend auf dem bekannten und nochmals optimierten Fahrwerk des VT95 fräse ich die Fahrwerksteile. Das geht nun bereits einigermassen schnell und routiniert vonstatten. Aber irgendwie bin ich dann doch nochmal gedanklich drüber gegangen und habe noch eine andere Variante gezeichnet und umgesetzt. Ich versuhe mich das erste mal an einem Splitframe Ansatz. Der Vorteil: Ich brauche keine Stromabnehmer, sondern die Achsen übertragen über nicht isolierte Räder den Strom auf zwei isolierte Chassis-Hälften. Natürlich müssen dafür auch die Achsen getrennt und mit einer isolierenden Muffe zusammengehalten werden. Die Trennschicht für die Gehäuse-Hälften erzeugt mir das bekannte amerikanische Druckhaus. 

Die Neuzeichnung erlaubt auch die Möglichkeit, den Motor grösser zu wählen - der 6mm Maxon Motor des VT95 macht nämlich durchaus ein gehöriges Mass an (singenden) Geräuschen. Nun ist es ein 8mm Motor gleichen Herstellers und das Chassis ist dadurch etwas besser geeignet für den 12V Betrieb als mit dem kleineren Motor. Da der Motor auch etwas weniger hoch dreht, vereinfache ich auch gleich noch das Getriebe, was dazu führt, dass der Motor tiefer sitzt und damit etwas mehr Platz für die Inneneinrichtung entsteht.

Die Innenraumgestaltung, den Adaptionsrahmen für das Gehäuse von Piko sowie alle Fahrwerksteile lasse ich bei Shapeways drucken. Ich brauche zwei Anläufe, das Erwünschte zu bekommen - allerdings so einige Versuche, um herauszufinden, wie ich die Anforderungen vom 3D Druckservice überhaupt erfüllen kann. In der Regel bin ich zu fein unterwegs und ich habe viel Nacharbeit bei den Zeichnungen, um überhaupt die Hürden für die Druckfreigabe zu erfüllen. Im Nachhinein muss ich auch zugeben, dass die Feinheiten in vielen Fällen in unserer Baugrössen gar nicht zu sehr original sein müssen - man sieht es eh nicht. Aber nach einigen Versuchen ist mir ein akzeptabler Kompromiss gelungen, wie ich finde.

Es passt ganz gut - mit ein paar kleineren Nacharbeiten hier und da - und ich bin durchaus positiv angetan. Hoffen wir, dass sich die Stabilität des Materials nicht als Problem im Anlagen-Alltag herausstellen wird. Alle diese Teile sind in „smoothest fine detail plastic“ produziert worden. Mittlerweile habe ich mir einen eigenen 3d Drucker angeschafft und sicher werde ich versuchen, die gezeichneten Teile in Zukunft selbst zu drucken. Dazu folgt sicher noch ein update und einige andere Bauberichte… 

Die Digitalisierung erfolgt wie schon zuvor beim VT95 mit einem D&H18A, auch wenn zunächst ein Tran Sound Decoder geplant war. Dazu kann ich auf die vorhandene Platine des VT95 zurückgreifen, die an wenigen Stellen optimiert wurde. Das war dann schnell zusammengebaut. Den Platz für den eigentlich vorgesehenen Lautsprecher fülle ich für den ersten Prototyp mit einem gleich grossen Messingstück. Erst die zweite Ausführung des VT98 wird dann auch schliesslich mit Sound ausgestattet

Besonderen Augenmerk habe ich bei der Planung auf die Beleuchtung gelegt. Dazu waren einige Überlegungen notwendig, wie die vielen Möglichkeiten beim begrenzten Platz umsetzbar sein könnten. Schlussendlich muss ich auch feststellen, dass Next18 nicht alle notwendigen Möglichkeiten unterstützt. Das liegt auch daran, dass die Beleuchtung in jedem Fall für den VT98 im Solo wie auch im Verbund mit VS oder VB und VS korrekt funktionieren soll. Da sind dann einfach am Next18  Anschluss nicht genug AUX Ausgänge vorhanden - ohne „Harakiri“ Löten, was ja darüber hinaus auch dem Steckansatz der Schnittstelle widersprechen würde.

Am Ende komme ich nicht umhin, einen zweiten Decoder einzuplanen. Ich entscheide mich, einen D&H05C Funktionsdecoder für alle LEDs im oberen Bereich des Modells zu verwenden (war anfangs ein DCX33 so wie im Bild). Dafür zeichne und fräse ich mir eine Platine, welche die verschiedenen Bauteile aufnimmt - auch den Funktionsdecoder.  Der Funktionsdecoder kann genauso programmiert werden wie der D&H18A. Das macht es einfach und wartbar. Ausserdem ist er schlicht klein genug, um unter’s Dach zu passen.

Im Solobetrieb wechselt nun das Fahrlicht rot/weiss an beiden Führerständen. Wenn nun ein Steuerwagen angehängt wird, kann der FS2 Richtung VS98 ausgeschaltet werden und rot/weiss schaltet am VT resp. VS98 - aber zwischen beiden Wagen bleibt es korrekterweise dunkel. F4 schaltet das Kabinenlicht über den Funktionsdecoder. Ausserdem schaltet er das Spitzenlicht für FS1 und FS2 analog zum D&H18A. Beide Decoder sind separat mit Keramik-Kondensatoren gepuffert.

Das Gehäuse wird mit dem ebenfalls bei Shapeways gedruckten Innenrahmen verbunden und damit an das Fahrwerk angepasst. Die angespritzten Bremsschläuche (oder was davon noch zu sehen ist) sowie Kupplungsattrappe und Steuerkabel werden so vorsichtig wie möglich abgeschabt. Sie werden durch korrekte und vollständige Bauteile aus Neusilber und Messing ersetzt resp. durch die fiNescale Kupplung dargestellt. Leider ist das Gehäuse nicht durchgefärbt und eine (Teil-) Lackierung des Gehäuses steht noch an. 

Doch zunächst muss gespachtelt werden. „Feiner Spass“ und nicht einfach, die Formen zu erhalten und die Oberfläche glatt zu bekommen. 800er Leinen hilft zwar bei der Feinbearbeitung aber die Fläche ist eben doch recht klein und nicht leicht zu bearbeiten. Das Ergebnis ist das Optimum, das ich erreicht habe - das können andere möglicherweise besser aber ich muss mich für’s Erste damit zufriedenstellen (leider kein Bild)

Die Lackierung wird mit Weinert Nitro Farben ausgeführt. Na klar prüfe ich vorab, ob das Plastikgehäuse das erlaubt. Tut es! Andere Farben weichen ich recht stark von der Piko Farbe ab. Wunderbarerweise ist das perfekt kombinierbar mit Weinert Purpurrot (RAL 3004). Der untere Teil muss natürlich noch in schwarz abgesetzt werden. Mit der Airbrush geht das mit meiner wenigen Erfahrung auf diesem Gebiet erstaunlich leicht von der Hand. Ich bin zufrieden!

Bremsschläuche und fiNescale Kupplungen werden angebaut. Ein wahres Gefummel… ich verwende für diesen Zweck Weinert-Teile. Sie sind sehr schön und wundervoll detailliert - leider aber auch etwas zu gross. Das stört weniger optisch. Leider ist der Einbau aber schwierig, weil sie vor allem etwas breit angelegt sind und daher viel Feinarbeit notwendig ist, um sie mit einem akzeptablen Abstand zu befestigen. also 4 Stück auf jeder Seite… da ist dann doch eine Menge mehr zu tun als eigentlich erwartet. Ich hatte sie vorher grundiert und lackiert und so ist nur ein bisschen farbliche Ausbesserung nach dem Einbau via Pinsel nötig - das war der Plan und es hat auch so funktioniert.

Bleiben noch der Anbau und die Farbgebung des Fahrwerks. Recht gelungen scheinen mir die Unterbauten. Mehr Detaillieren ging nicht, da aufgrund der Baugrösse alle weiteren Feinheiten auf der Strecke geblieben sind (technisch und optisch). Rahmen, Tank, Motor, Rohrleitungen, Magnetbremse und einige andere Kleinigkeiten sind aber ganz gut zu erkennen. Dafür galt es, mehrere hundert (!) 3D-Teile zu zeichnen… sieht man zwar nicht aber es war schon recht erheblicher Aufwand. Umso glücklicher stelle ich fest, wie einfach es schlussendlich zu verbauen ist. Gefällt mir.

Die Fahreigenschaften stimmen auch. Der VT98 fährt mit moderaten Einstellungen am Decoder recht feinfühlig bei guter Stromabnahme. Auch hier hilft das Gewicht: Das Modell wiegt fahrfertig gesamt 52g - das ist für das kleine Dingelchen schon recht ordentlich.

Nun bleibt nur noch etwas Verfeinerung, speziell hinsichtlich der typischen Betriebsspuren. Die habe ich mit mattem Klarlack vorbereitet. Dann folgen verschiedene Puderfarben und weitere Schichten Klarlack im Wechsel. Ich lasse jeweils einen Tag durchtrocknen bevor ich die nächste Schicht anlege. Das Ergebnis gefällt mir. Man sieht, dass das Fahrzeug wohl schon eine Zeit im Einsatz war :-) Das Gute: Nun ist alles passend gezeichnet und die CAM Dateien für die CNC Fräse liegen vor. Ein weiteres Modell zu bauen, braucht nur noch etwas Fleiss - und Zeit! Das Engineering ist mir sehr ordentlich gelungen und ist mittlerweile ohne Weiteres wiederverwendbar :-)

VS98

Das Fahrgestell des VS98 ist sehr viel schneller gezeichnet - leicht gesagt, denn es ist ja auch deutlich weniger komplex ohne Motor, Getriebe, Schwungmasse, Lautsprecher, viel Gekabel usw. Es wird schlussendlich aus einem 5*15mm Messingstab gefräst. Da auch der VS Strom aufnehmen muss für seine Beleuchtung, habe ich mich entschlossen, den Wagen etwas schwerer auszuführen, um eine bessere Stromabnahme zu ermöglichen. Klappt, das Messingteil wiegt 21g - nur ein Gramm mehr als ich es wollte. Da muss ich nichts mehr nacharbeiten.

Die Inneneinrichtung hat hier natürlich mehr Platz und erlaubt eine feinere Gestaltung als beim VT. Die Innenhöhe ist bis auf wenige Zehntel maßstabsgetreu umsetzbar gewesen. Das Teil entstand mit freundlicher Unterstützung von Shapeways. Die Haltestangen habe ich hier genauso rein gefummelt wie beim VT.  

Die Farbgebung habe ich hoffentlich nahe genug getroffen. Das war nicht ganz einfach, da ich nicht sehr viele Farbbilder vom Innenraum in der Literatur gefunden habe. Ausserdem sind nicht alle genau gleich… - mir gefällt es jedenfalls und es erinnert mich an meine Kindheit … :-)

Das Gehäuse muss natürlich genauso umgebaut und verfeinert werden wie der VT98. Schaben, mit dem Innenrahmen verbinden, lackieren, Anbauteile, fiNescale Kupplung, Patina usw. Schlussendlich gibt es auch hierfür einen Unterboden, der speziell für den VS98 gezeichnet werden musste - wenn auch mit erheblich weniger Aufwand und wesentlich weniger Teilen. Auch er kommt aus der benannten 3D-Backstube.   

Elektronisch ist der VS98 vergleichbar wie sein Motorwagen ausgestattet. Es reicht aber ein D&H05C für die Schaltung der LEDs. Nur eine Seite („FS2“) hat das Dreilicht-Spitzensignal, was auch die Programmierung einfacher macht (Standard Lv/Lh).

 VB98

Das gestaltet sich einfach… er gleicht dem VS98 fast auf’s Haar - wohl ohne Führerstand, Indusi und 3-Licht Spitzenlicht. Es gab tatsächlich ungefähr die Hälfte der VB98 mit (fast) gleicher Inneneinrichtung (natürlich ganz ohne Führerstand) und somit ist dieser Teil dann im CAD recht schnell abgehakt. Die andere, später gebaute Hälfte der VB98 hat aber interessanterweise mehr Sitze und keine Transportfläche / Stehplätze. Das ist dann doch nochmal eine lohnenswerte Variation, die ich für eine zweite Garnitur auch verbauen werde.

Der Zusammenbau gestaltet sich genauso wir beim Steuerwagen, daher erspare ich mit hier Details. Die Platine für die Elektronik ist nochmals etwas einfacher, da nur die Innenbeleuchtung schaltbar gemacht werden muss. Auch hier dirigiert ein D&H05C das Licht-Orchester.

Damit steht der ersten Ausfahrt nichts mehr entgegen - und Wasserburg hat endlich eine Garnitur Triebwagen, die so prägend für den Bahnhof über viele Jahre war - bis zum bitteren Ende… 

Freude herrscht :-)